Entstehung einer Narbe: Stellen Sie sich eine einfache Operation vor: Sie liegen betäubt auf dem Operationstisch, der Chirurg schneidet die Haut auf, die Fascie, den Muskel, die Gelenkkapsel, bis er schließlich an die kaputte Hüfte herankommt, die er zu operieren hat.

Vielleicht tauscht er die Hüfte aus und es gibt eine Protese oder er muss sie verplatten und verschrauben usw. Dann näht er die Gelenkkapsel, den Muskel, die Fascie und schließlich die Haut wieder zusammen. Die Naht, die spätere „Narbe“, die man sieht, ist die letzte zusammengenähte Schicht von vielen darunterliegenden. Dieser Ablauf spielt sich im Prinzip bei jeder Operation so ab, d. h. man sieht immer nur die Haut, die zusammengenäht wurde und man macht sich keine Gedanken über die ganzen anderen Schnitte und evtl. vorhandenen Nähte im Körper.

Bezüglich der „sichtbaren“ Narben gibt es diverse Behandlungsmöglichkeiten. Nach der abgeschlossenen Wundheilung (ca. 4 Wochen) kann man die Narbe entsprechend ihrer Probleme behandeln. Ist sie derb, rot und wulstig, liegt es teilweise an der Wundheilungstendenz der Haut des Patienten, teilweise an der Operation, wie „sauber“ vernäht wurde, natürlich auch an vorhandenen Schäden (geplanter Eingriff mit gezieltem Schnitt oder Unfall und Platzwunden).

Bei solchen Narben, die oft auch verklebt oder „verbacken“ sind, wie man auch sagt, muss intensiv das Unterhautgewebe und Nachbargewebe behandelt werden. Sonst können Funktionsstörungen auftreten, besonders in oder an Gelenken. Hier wird mobilisiert durch kreisförmige Bewegungen auf der Narbe, Schieben und Verschieben des Gewebes und der Haut zur Narbe ran Narben, die oberflächlich „schön“ aussehen, können trotzdem sensible Probleme machen, z. B. wegen durchtrennter Hautnerven, die normalerweise, je nach Verletzung und Schnittführung, wieder zusammenwachsen. Auch hier muss entsprechend behandelt werden, damit die Durchblutung rund um die Narbe angeregt wird, ebenso das Wachstum und das Regenerieren und „Zusammenfinden“ der Nerven. Auch der Lymphabfluss kann gestört sein, d. h. das Gebiet um die Narbe herum wird schlechter abdrainiert und weniger gut von Schadstoffen befreit. Egal ob nun die Narbe auf der Haut „primär“ abheilt, d. h. ohne Wundheilungsstörung, also glatt, schön, hell und verschieblich oder „sekundär“, d. h. derb, dick und wulstig und schlecht verschieblich, mit oben beschriebenen Behandlungstechniken kommt man nicht in die Tiefe, um die anderen Narben zu erreichen. Wobei selbst die oberflächliche Narbe nur sehr selten überhaupt behandelt wird. Meist wird sie als kosmetisches Problem angesehen und bleibt unbehandelt.

Sollte die Narbe jedoch behandelt worden sein, oder im seltenen Idealfall ohne weiteres Zutun "schön" verheilt sein, zeigt sich ein weiteres Problem:

Wenn nämlich die Narbe gut verheilt ist, schön locker und beweglich, auch schon farblich wieder an die Umgebung angepasst ist, denkt man, „alles okay“, aber mitnichten. Trotzdem hat der Patient Schmerzen! Es drückt und zieht, der Arm oder das Bein kann nicht so weit gestreckt werden. Bei bestimmten Stellungen gibt es diffuse Ausstrahlungen und keiner weiß woher und warum!

Hier kommt dann zum Tragen, was man nicht sieht, was aber nur zu deutlich vorhanden ist: Die Narben unter der Haut, die niemand behandelt hat, weil keiner daran dachte, die nun schon verklebt sind, sich verhärtet haben, mit anderen Strukturen verwachsen sind usw. Hätte man im Frühstadium auch diese Schnitte, mit späterer Narbenbildung, behandelt, gäbe es viele Probleme nicht, die sich oft als Spätfolgen einer eigentlich erfolgreichen Operation herausstellen. Was aber macht man, wenn dem so ist, wie in vielen Fällen? Erneut operieren, die Narbe „rausschneiden“ und verschönern? In Einzelfällen vielleicht, aber nicht als Standarttherapie. Sich die Nerven, die evtl. Schmerzen verursachen durchtrennen lassen?

Das gleiche wie vorher: Nur in Einzelfällen, wenn sonst nichts mehr hilft. Man kann die Narben auch an- bzw. unterspritzen lassen was den Vorteil hat, dass man in die Tiefe kommt und das Mittel in den „Ort des Geschehens“ eindringt. Diese Methode wird relativ oft angewandt, jedoch nicht mit dauerhaftem Erfolg, da die Wirkung des Mittels irgendwann nachlässt. Es gibt auch die Möglichkeit der Akupunktur, die in vielen Fällen hilft, jedoch vor allem bei Schmerzen. Ist das Gewebe richtig verklebt und verwachsen, erscheint mir auch hier nur ein Erfolg auf Zeit möglich. Es gibt aber auch die Möglichkeit diese Unterhautnarben, tief im Gewebe, physiotherapeutisch und kinesiologisch zu behandeln. Der Vorteil liegt auf der Hand: Wir arbeiten manuell, d. h. ohne Chemie und v. a. ohne erneute ungewollte Verletzung des Gewebes (zum Vergleich: Eine Spritze durchbohrt die Haut und setzt wieder Mikronarben und das Mittel in der Spritze ist selten frei von chemischen Stoffen). Der Nachteil (wie so oft): Es dauert schon seine Zeit, bis sich ein sichtbarer, oder für den Patienten fühlbarer, Erfolg einstellt. Wir versuchen das Gewebe rund um die Narbe mit diversen Griffen und Techniken zu lösen, die nicht immer schmerzfrei sind. Die fehlerhaften Verbindungen des Gewebes müssen „zerstört“ werden und neue, funktionelle und schmerzfreie Verbindungen geschaffen werden.

 

 

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