EMS statt Sport?
Verlockend ist der Gedanke natürlich, anstatt stundenlangem Joggen, Schwimmen oder Hanteltraining einfach 20 Minuten lang Stromimpulse durch seinen Körper zu schicken. Aber kann die Elektromuskelstimulation tatsächlich Sport ersetzen?
Zum Aufbau von Muskelmasse ist EMS laut dem aktuellen Erkenntnisstand durchaus geeignet. Eine höhere Muskelmasse bedeutet wiederum einen höheren Energieverbrauch – auch im Ruhezustand. Insofern kann das EMS-Training auch das Abnehmen unterstützen.
Kein Ersatz für Ausdauer- und Koordinationstraining
Man sollte sich bewusst machen, dass die elektrische Muskelstimulation ausschließlich die Kraft stärkt. EMS kann aber kein Ausdauertraining ersetzen. Die gezielte Stärkung der Kondition ist wichtig für die Gefäße sowie für ein gesundes Herz-Kreislauf-System. Und auch der Muskelaufbau soll effektiver sein, wenn man das EMS-Training mit einem klassischen Krafttraining kombiniert.
Experten weisen zudem darauf hin, dass auch die Koordination gezielt trainiert werden muss. Wer seine Muskeln für eine bestimmte Sportart durch EMS stärken will, sollte während des Trainings deshalb Bewegungen nachahmen, die für diese Sportart typisch sind.
Des Weiteren werden die Gelenke durch das EMS-Training zwar nicht belastet, aber auch nicht trainiert und können in der Folge Schaden nehmen. Daher sollte ein EMS-Training das reguläre Sportprogramm nur unterstützen, nicht aber ersetzen.
Da die Koordination kaum trainiert wird, hilft diese Trainingsmethode auch kaum bei generelle Beschwerden wie Rückenschmerzen, da hier gezielt die autochthone Rückenmuskulatur trainiert werden muss, welche fast ausschließlich durch Koordinationstraining möglich ist. Man stellt sich einfach vor, man besitzt einen Autokran welcher 100t heben kann und diesen stellt man auf einen losen Sandboden. Die autochthone Rückenmuskulatur bildet in diesem Beispiel den Untergrund für den Kran.
Erhebliche Risiken
Im Internet zeugen zahlreiche Vorher-Nachher-Bilder und positive Erfahrungsberichte von den Möglichkeiten des EMS-Trainings. Diesen mag man skeptisch gegenüberstehen oder nicht – tatsächlich finden sich aber auch unter den Sportwissenschaftlern viele Befürworter dieser Trainingsmethode.
Dennoch berichten auch einige Menschen über negative Erfahrungen. Kritiker warnen vor folgenden Nebenwirkungen von EMS:
- Übelkeit, Kopfweh und Kreislaufprobleme
- erhöhtes Risiko der Überlastung bis hin zu Beschädigung der Muskeln, da natürliche Mechanismen zum Schutz vor Überdehnung außer Kraft gesetzt werden
- starker Muskelkater
- muskuläres Ungleichgewicht (ungleichmäßiges Training des Körpers)
- Bänderverletzungen infolge einer Rückbildung von Knochen und Bindegewebe durch mangelndes Training der Gelenke
Durch das verhältnismäßig intensive EMS-Training kommt es außerdem zu einer erhöhten Ausschüttung des Enzyms Creatin-Kinase (CK). Dieses Enzym wird über die Nieren abgebaut – Experten warnen, dass stark überhöhte CK-Werte auf Dauer zu Nierenschäden führen können.
Für wen ist EMS geeignet?
Nicht für jeden ist EMS gleichermaßen geeignet, in manchen Fällen gilt die elektrische Muskelstimulierung sogar als schädlich – etwa bei Herzproblemen. Abgeraten wird beispielsweise Menschen mit:
- Herzschrittmacher
- einer Herz-Kreislauf-Erkrankung
- erhöhtem Thromboserisiko
- Epilepsie
- Krebs
- Multipler Sklerose
- Spastiken
- Implantaten
- Hautproblemen
- Sensibilitätsstörungen
- fiebriger Erkältung
Auch während der Schwangerschaft ist ein EMS-Training nicht zu empfehlen.
Quelle: https://www.gesundheit.de/fitness/sportarten/fitnessstudio/ems-training